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Schiedsrichter Schmidt im Interview mit Bayernhockey.com
“Je nach Wochenende leite ich schon mal 3-5 Spiele“
01.06.2011 - 09:19 - Bayernhockey.com - veröffentlicht von Stefan Hobner
 
Bayernhockey: Hallo Herr Schmidt, schön das Sie sich die Zeit für uns genommen haben und uns die Bayernligasaison aus Sicht eines Hauptschiedsrichters schildern. Zunächst einmal interessiert uns natürlich, wie und warum Sie Eishockey-Schiedsrichter geworden sind.

Schmidt: Da ich meine aktive Eishockeykarriere veletzungsbedingt aufgeben musste, entschloss ich mich nach ca. 5 Jahren für den Schiedsrichter und konnte somit meinem Sport treu bleiben.

Bayernhockey: Als Schiedsrichter sind Sie nicht nur in der Bayernliga tätig, sondern auch in anderen Ligen. Wie groß ist denn der Unterschied zwischen der Bayernliga und der Landesliga?

Schmidt: Da besteht für mich schon ein großer Unterschied. In der Bayernliga ist das Tempo um einiges höher. Die Bayernliga ist auch ein Stück weit professioneller wie die LL. Wobei man nicht die Aufstiegsspiele der LL in die BYL vergessen darf, das war auch sehr gutes Niveau.

Bayernhockey: Ein großer Unterschied zwischen der Bayernliga und der Landesliga für Sie ist, dass in der Bayernliga mittlerweile im 3-Mann System gepfiffen wird. War dieser Schritt sinnvoll?

Schmidt: Auf jeden Fall. Bei der steigenden Spielklasse der BYL kann sich so jeder einzelne SR besser auf seine Aufgaben konzentrieren.

Bayernhockey: Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Bayernliga?

Schmidt: Die Bayernliga ist seit Jahren eine gesunde Liga, immer die gleichen Strukuren, jeder weiss woran er ist, nicht wie in der ESBG, wo es ständig irgendwelche Änderungen gibt, die die Vereine bestimmen. Wer es sportlich nicht schafft, muss es eben nächstes Jahr mit dem Aufstieg versuchen. Manche Vereine wissen schon, wieso sie wieder in die BYL wollen oder auf den Aufstieg in die Oberliga verzichten.

Bayernhockey: Wie sieht denn eine Woche im Winter bei Ihnen aus?

Schmidt: Tja, da wir ja nicht gerade sehr viel Schiedsrichter sind, sind meine Wochenenden meisst mit Pfeiffen ausgebucht. Je nach Wochenende können es schon mal 3-5 Spiele sein die ich in den verschiedenen Ligen leite. Unter der Woche halte ich mich mit Badminton und Jogging fit, oder bin hin und wieder bei einer Hobbyeishockeymannschaft fit.

Bayernhockey: Im Bayerischen Eishockey gibt es immer weniger Schiedsrichter. Warum ist das so?

Schmidt: Weil das Niveau einiger Zuschauer (im Nachwuchsbereich), Spieler oder Spieloffiziellen das ein oder andere mal schon sehr zu wünschen übrig lässt. Es kann natürlich auch an der geringen Bezahlung liegen, die man für einen relativ hohen Aufwand bekommt.

Bayernhockey: Was kann dafür getan werden, dass sich wieder mehr Leute fürs Schiedsrichterwesen begeistern können?

Schmidt: Der Umgang mit den Schiedsrichtern muss von Haus auf mit mehr Respekt behandelt werden. Die Vereine müssen mehr für das Schiedsrichterwesen Werbung annimieren. Es kann nicht sein dass nur unsere SR- Obmänner (die das im übrigen sehr gut machen) die Spieler ansprechen und für uns werben.

Bayernhockey: Die Schiedsrichter standen diese Saison oft im Blickpunkt. Es wurden sogar Stimmen laut, dass manche Schiedsrichter konditionell nicht mit dem hohen Tempo der Bayernliga mithalten können. Ist das so?

Schmidt: Nein, auf gar keinen Fall. Wir haben mitlerweile einen sehr hohen Anspruch an der Fitness des SR. Wir werden jedes Jahr aufs neue in der Regelkenntnis und Fitness getestet. Wer nicht so gut abschneidet, bekommt auch nicht die so qualitativ hohen Spiele.

Bayernhockey: Auch in der Hauptrunde pfeifen die Schiedsrichter nicht nur in ihrer eigenen Region, sondern werden auch in anderen Regionen eingesetzt. Ist das sinnvoll?

Schmidt: Ich finde ja, es gibt ja Regionen die nicht so viele BYL Vereine wie andere haben. Da mann seinen Rhythmus auch als SR braucht finde ich es nur Fair den anderen SR gegenüber.

Bayernhockey: Die Zuschauerzahlen in der Bayernliga sind rückläufig. Was könnten mögliche Gründe dafür sein?

Schmidt: Oh, dazu kann ich leider gar nichts sagen, das sollte schon der Verband mit den Vereinen besprechen. An den namhaften Spielern der Liga kann es ja nicht liegen, denn es kommen ja immer mehr in die Liga.

Bayernhockey: Was machen Sie als Schiedsrichter in der Sommerpause?

Schmidt: Wieder etwas mehr mit der Familie (die ja im Winter schon kürzer treten muss), Regelneuerungen und bestehende Regeln lernen. An der Fitness trainieren. Fussballtrainer einer E-Jugendmannschaft (in der mein Sohn spielt), und darauf warten dass die Eishockeysaison wieder beginnt.

Bayernhockey: Wir von Bayernhockey.com veröffentlichen regelmäßig Spielstatistiken und Pressemitteilungen der Vereine. Wie finden Sie unsere Seite? Schaut man da als Schiedsrichter auch ab und zu einmal drauf?

Schmidt: Ich muss gestehen ich schaue mir weniger die Spielberichte meiner Spiele an. Statistiken dagegen interresieren mich schon mehr (zählt zu einer guten Vorbereitung).

Bayernhockey: Liegt Ihnen sonst noch etwas auf dem Herzen?

Schmidt: Ich bitte nur um mehr FAIRNESS den Schiedsrichtern gegenüber, denn ich kann sagen dass kein SR absichtlich etwas übersieht oder nicht pfeifft. Jeder SR pfeifft aus seiner Sicht unter Anwendung des Regelbuches (dass sich vielleicht der Ein oder Andere Spieler oder Spieloffizielle mal anschauen sollte) sein bestmöglichstes.

Bayernhockey: Herr Schmidt, wir bedanken uns recht herzlich für das Interview! Wir wünschen Ihnen weiterhin eine erholsame Sommerpause und möchten uns bedanken, dass sie sich als Schiedsrichter zur Verfügung stellen. Denn ohne Schiedsrichter wäre ein geregelter Eishockeybetrieb nicht möglich.

 
 
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