Zweimal einen Zwei-Tore-Vorsprung aus der Hand gegeben, einen Penalty verschossen und ein Überzahlspiel an den Tag gelegt, das kaum schlechter geht, waren die ausschlaggebenden Faktoren für die unnötige und gleichzeitig auch unglückliche Niederlage im zweiten Halbfinalspiel des TEV Miesbach gegen die Lindau Islanders. In der Verlängerung hatten dann auch noch die Schiedsrichter ihren Anteil an der Niederlage der Hausherren beigetragen. Ein klares Foul an Jan Trojan, der daraufhin zum Nähen ins Krankenhaus gefahren werden musste, hatten die Schiedsrichter übersehen und dadurch erst den Siegtreffer der Gäste ermöglicht.

Nach kurzem Abtasten und einem ersten Warnschuss der Lindauer durch Andreas Farny, der die Scheibe über das von Timon Ewert gehütete Miesbacher Tor schlenzte, übernahmen die Hausherren das Kommando. Die Miesbacher Zuschauer mussten nicht lange warten, da durften sie das erste Mal jubeln. Felix Feuerreiter hatte sich nach Zuspiel von Stefano Rizzo auf rechts durchgesetzt und Korbinian Sertl im Tor der Islanders die Scheibe flach zwischen die Beine zum 1:0 in Tor geschossen (2.). Keine Zeigerumdrehung später durften die TEV-Fans erneut jubeln. Jan Trojan hatte das Bully gewonnen und mustergültig auf Nico Fissekis abgelegt, der nur noch zum 2:0 einschieben musste (3.). Die Lindauer zeigten sich keineswegs geschockt, sondern versuchten gleich im nächsten Angriff den Anschluss herzustellen, scheiterten aber am gut aufgelegten Ewert. Nur Sekunden später war der TEV-Goalie erneut im Mittelpunkt des Geschehens, parierte einen Direktschuss aber stark. In der Folgezeit brachten sich die TEVler dann im Übereifer selbst aus dem Rhythmus, indem sie den Gästen gleich zwei Überzahlspiele in Folge ermöglichten. Blieb das erste noch ohne Folgen, erzielten die Lindauer im zweiten den Anschlusstreffer zum 2:1. Petr Heider hatte einen strammen Schuss von der blauen Linie aufs Tor gebracht, den Troy Bigham unhaltbar für Ewert unter die Latte abfälschte (10.). Glück dann sechs Minuten vor der Drittelpause für den TEV, als der EVL nur den Pfosten traf. Danach hatten Peter Kathan und Martin Lidl den Lindauer Goalie noch mit Schlagschüssen gefordert. Auf der anderen Seite hatte Troy Bigam die beste Chance mit einem Rückhandheber, der knapp über die Latte des Miesbacher Tores strich.

Ins zweiten Drittel starteten die Gäste deutlich schwungvoller als die ersten 20 Minuten. Bis zur ersten brenzligen Szene vor dem TEV-Tor dauerte es dann allerdings knapp vier Minuten, als der EVL beinahe von einem verunglückten Querpass der Miesbacher Kapital geschlagen hätte. Irgendwie konnte Ewert die Scheibe aber noch unter sich begraben. Danach gab es Strafzeiten für beide Mannschaften. Beim Spiel Vier gegen Vier zeigten die Islanders ihre spielerische Klasse und schnürten den TEV regelrecht im eigenen Drittel ein. Gleich drei, vier gefährliche Szenen hatten die Miesbacher in der Phase zu überstehen und konnten von Glück sagen, dass es nicht im eigenen Kasten einschlug. Danach machten sich die Miesbacher aber wieder auf, das Spiel selbst zu gestalten und erzielten prompt das 3:1 (28.) Jan Trojan hatte auf Nico Fissekis abgelegt und dieser aus halblinker Position direkt in den Winkel getroffen. Glück danach für den TEV bei einem Fehlpass im eigenen Drittel, dass der Schuss des Lindauer Angreifers aus dem Slot heraus vom Miesbacher Goalie entschärft wurde. Felix Feuerreiter hatte danach Pech bei einem Heber, der knapp über das Lindauer Tor ging. Gut die Hälfte der Partie war gespielt, da bekamen die Kreisstädter die Möglichkeit mit einem Mann mehr auf dem Eis das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Aber anstatt eigene Torchancen zu generieren, konterten die Gäste die Hausherren ein ums andere Mal aus. Das Überzahlspiel der Hausherren war an diesem Abend zum Vergessen. Der eine oder andere Miesbacher Zuschauer hatte schon geunkt, froh zu sein, wenn die Rot-Weißen in numerischer Überlegenheit kein Gegentor kassierten. So z. B. in der 34. Spielminute, als Ewert bei einem Konter der Gäste Kopf und Kragen riskieren musste und am Ende Kathan die Scheibe gerade noch von der Linie kratzte! Unmittelbar danach stand Fortuna den Miesbachern erneut zur Seite, als die Lindauer einen Konter mit Drei gegen Eins fuhren, an dem einen Miesbacher aber hängenblieben. Wie man Überzahl spielt demonstrierten nur wenig später die Lindauer. Traf Lindaus Kapitän Tobias Fuchs noch völlig freistehend aus kurzer Distanz nur den Innenpfosten, machte es Jiri Mikesz besser, indem er den Abpraller zum 3:2 für seine Farben nutzte (37). Dies war dann gleichzeitig auch der Pausenstand.

Im Schlussabschnitt nahm der Druck der Gäste langsam zu. Nach knapp drei Minuten konnte sich Ewert erneut auszeichnen als Zdenek Cech allein vor ihm auftauchte. Der TEV hatte im Anschluss darauf aber ebenfalls seine Chancen. So verfehlte Florian Gaschke in Überzahl gleich zweimal hintereinander aus kurzer Distanz. Als ein Lindauer Abwehrspieler die Scheibe nicht regelkonform mit der Hand aus dem eigenen Torraum beförderte, entschieden die Schiedsrichter auf Penalty für den TEV. Stefano Rizzo scheiterte aber an Sertl (44.). Eine Schlüsselszene der Partie, die den Gästen weiter Auftrieb gab. Die TEVler ließen die Köpfe aber nicht hängen und hielten verbissen dagegen. Mit zwei Schlagschüssen durch Kathan und Fissekis prüften sie in der Folge den Lindauer Goalie, der aber hellwach war. In Unterzahl sorgte René Müller mit einem weiteren Schuss von der blauen Linie für Entlastung der Seinen. Von nun an ging es rauf und runter, mit Chancen hüben wie drüben. Kathan mit einem Schlenzer übers Tor, Trojan per Direktabnahme vorbei, Kimmel und Müller von links direkt auf den Torwart. Der EVL mit einem Schuss aus kurzer Distanz um Haaresbreite am Miesbacher Tor vorbei. Den Islanders schien nun so langsam aber sicher die Zeit davon zu laufen, ehe Petr Heider einen Sololauf von der eigenen Grundlinie startete. Nachdem er die gesamte Miesbacher Abwehr genarrt hatte, vollendete er gekonnt zum 3:3-Ausgleich per Rückhandheber (55.). Ab diesem Zeitpunkt versuchten beide Mannschaften, die Entscheidung in der regulären Spielzeit herbeizuführen. Doch alle Versuche scheiterten, sodass es in die Verlängerung ging.

In der Overtime verfehlten zunächst die Islanders das Miesbacher Tor nur knapp. Als nächstes hatte Kimmel die große Chance auf den Siegtreffer, scheiterte aber am Lindauer Goalie. Ebenso war für Cech im Gegenzug am Miesbacher Torwart Endstation. Den Siegtreffer erzielte schließlich Michal Mlynek, der die Scheibe nach dem Foul an Trojan serviert bekam und Ewert keine Chance ließ.

Für Lindaus Coach Dustin Whitecotton war es am Ende "ein Arbeitssieg". "Wir sind schlecht ins Spiel gestartet, haben uns danach aber von Drittel zu Drittel gesteigert und haben damit am kommenden Freitag die große Chance ins Finale einzuziehen", so Whitecotton abschließend. Simon Steiner kritisierte zur Verwunderung der Anwesenden nicht nur das Defensivverhalten seiner Mannschaft, sondern stellte auch deren Charakter in Frage. Für diese Einschätzung muss sich der Miesbacher Coach aber auch selbst den Vorwurf gefallen lassen, weshalb er beispielsweise weder auf die unnötigen Strafzeiten seiner Mannschaft, noch auf das seit Wochen schlechte Überzahlspiel (im Halbfinale aktuell 0%) reagiert hat. Auch die Kritik am zu offensiven Verhalten eines seiner Spieler beim Overtimetreffer war zwar absolut berechtigt, das Verwunderliche daran ist aber, dass genau dieser Spieler zum wiederholten Male bei Drei gegen Drei zum Einsatz kam, obwohl das kritisierte Verhalten bei ihm schon mehrfach im Laufe der Saison zu beobachten war.

Die Miesbacher müssen nach den beiden Niederlagen nun nächsten Freitag in Lindau unbedingt gewinnen, wenn die Saison nicht nach dieser Partie zu Ende sein soll.

Tore/Auflagen: 1:0 Feuerreiter Felix (Rizzo), 2:0 Fissekis (Trojan), 2:1 Bigam (Heider, Smith), 3:1 Fissekis (Trojan, Kimmel), 3:2 Mikesz (Fuchs, Cech), 3:3 Heider (Haug, Klingler), 3:4 (OT) Mlynek (Cech)